Kinderosteopathie SchulkinderIn dieser Altersperiode treten Auffälligkeiten in Erscheinung, dessen Keim in den früheren Jahren entstand. Lediglich die Belastung und die Anforderungen an die Kinder ändern sich.

Um welche Probleme handelt es sich? Konzentrationsprobleme, Lernstörungen, Unaufmerksamkeit, Leseschwäche, Rechtschreibschwäche, Kopfschmerzen und Hyperaktivität6 sind Stichworte, die bei Eltern von Schulkindern fallen und mit denen sie umzugehen haben.

Kinderosteopathie Schulkinder AugenDie Möglichkeiten für etwaige Ursachen sind vielfältig. Funktionelle Augenmuskelstörungen kommen in Betracht. Beim Lesen und Schreiben muss sich der Augenabstand physiologisch verringern, ermöglicht durch die Anspannung bestimmter Augenmuskeln. Durch Ermüdung dieser Augenmuskeln ist dies nicht mehr möglich. Das Kind bekommt Schwierigkeiten beim Lesen, reibt sich häufig die Augen, die vielleicht sogar zu tränen beginnen. Die Folgen können von Kopfschmerzen bis zu Doppelbildern reichen. Zur Entspannung schaut das Kind vielleicht aus dem Fenster und entlastet somit seine Augenmuskeln und gilt vorschnell abgestempelt als unaufmerksam und unkonzentriert.

Eine andere Ursache kann zum Beispiel in einer Bewegungsstörung der oberen Halswirbelsäule liegen. Diese führt zu Nackenverspannungen, die vom Kind gar nicht als Schmerz wahrgenommen werden, sondern allenfalls als Unbehaglichkeitsgefühl. Das ständige Heben und Senken des Kopfes, um in das Schulheft und dann wieder Richtung Tafel zu schauen verstärkt die Verspannungen und das Kind wird unruhig. Es versucht Ausweichbewegungen zu finden und wird womöglich als zappelig abgetan oder sogar der Verdacht nach einem Aufmerksamkeitsdefizitssyndroms (ADS)7, Aufmerksamkeits-defizitshyperaktivitätssyndrom (ADHS)8 oder dem KIDD-Syndrom9 kommt auf.

Eine völlig andere Fragestellung ergibt sich aus dem Wachstum des Gesichtsschädels mit dem Ober- und Unterkiefer, sowie den zweiten Zähnen. Vom Kieferorthopäden oder Zahnarzt wird ein Kreuzbiss10 oder Überbiss11 festgestellt.

In der osteopathischen Sicht wird der Ursprung für einen Teil dieser Störungen im Säuglingsalter liegen. Etwaige Fehlstellungen der Halswirbelsäule oder Asymmetrien des Schädels können Fehlentwicklungen des Oberkiefers, des Unterkiefers oder des Kiefergelenks mit sich bringen.

Auch bei dieser Problematik leidet die Sprachentwicklung. Der therapeutische Ansatz ist in solchen Fällen stets ein interdisziplinärer:

Kieferorthopäden führen durch das Anpassen von Spangen oder Schienen, eine Korrektur der Stellung der Zähne und des Kiefers durch.

Logopäden schulen die Zungenmotorik und die Sprache.

 

Aus rechtlichen Gründen wird darauf hingewiesen, dass in der Benennung der beispielhaft aufgeführten Anwendungsgebiete selbstverständlich kein Heilversprechen oder die Garantie einer Linderung oder Verbesserung aufgeführter Krankheitszustände liegen kann. Die Anwendungsgebiete beruhen auf Erkenntnissen und Erfahrungen in der hier vorgestellten Therapierichtung (Osteopathie) selbst. Nicht für jeden Bereich besteht eine relevante Anzahl von gesicherten wissenschaftlichen Erkenntnissen, d.h. evidenzbasierten Studien, die die Wirkung bzw. therapeutische Wirksamkeit belegen.


Zur besseren Verständlichkeit des obigen Textes folgen Begriffserklärungen.

Definitionen:

6 Hyperaktivität: übermäßiger Bewegungsdrang (Vgl. Badenhoop, K. et al., 1998, S. 148)
7 Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom (ADS): Verhaltensstörung mit Aufmerksamkeits- und Konzentrationsstörung, Impulsivität, mangelnder Frustrationstoleranz und eventuell motorische Unruhe (Vgl. Badenhoop, K. et al., 1998, S. 148)
8 Aufmerksamkeitsdefizithyperaktivitätssyndrom (ADHS): vgl. ADS mit obligatorischen übermäßigem Bewegungsdrang (Vgl. Badenhoop, K. et al., 1998, S. 148)
9 KIDD-Syndrom: Kopfgelenk induzierte Dysgnosie und Dyspraxie; im Schulkindalter auftretende Wahrnehmungs- und Bewegungsstörung (Vgl. H. Biedermann, 2007, S. 120)
10 Kreuzbiss: Bissstörung, bei der sich die obere und untere Zahnreihe im Seitenbereich kreuzen; einseitig oder beidseitig vorkommend (Vgl. Badenhoop, K. et al., 1998, S. 871)
11 Überbiss: beim Biss ragen die oberen Schneidezähne über die unteren herüber (Vgl. Badenhoop, K. et al., 1998, S. 1414)

Literaturverzeichnis:

Badenhoop, K. et al., Pschyrembel, 1998, 258, Berlin, Walter de Gruyter
Biedermann, H., KISS-Kinder, 2007, 3,Stuttgart, Thieme Verlag